1877 wurde der Friedhof Ohlsdorf - damals noch außerhalb der Stadtgrenzen von Hamburg – eingeweiht. Der westliche, von Wilhelm Cordes entworfene Teil dieses Parkfriedhofs zeichnet sich durch seine romantische Landschaftsgestaltung mit Teichen und verschlungenen Hauptwegen aus. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Park unter der Leitung des damaligen Friedhofsdirektors und Landschaftsarchitekten Otto Linne erweitert. Der östliche, rationeller und geometrischer gestaltete Teil des Parks wurde 1930 fertiggestellt. Da der Park inzwischen völlig von der Stadt umgeben ist, ist eine weitere Expansion nicht möglich.
Der größte nicht-militärische Friedhof der Welt beeindruckt mit folgenden Fakten: 230 Friedhofsgärtner, über 100 verschiedene Nadel- und Laubbaumarten, 12 einzigartige Kapellen, 17 Kilometer an befestigten Wegen und 2 Buslinien, 800 Statuen und Reliefs und 6.000 Grabmonumente, insgesamt etwa 256.000 Gräber und seit der Gründung 1,4 Millionen Bestattungen.
Gleich hinter dem Verwaltungsgebäude des Friedhofs befindet sich der Südteich und darin liegt die Südinsel. Im Laufe der Jahre war diese Insel von Rhododendron- und Rosensträuchern überwuchert worden und nicht länger zugänglich. In den Entwürfen von Wilhelm Cordes befand sich die Insel auf der Achse vom Rosengarten zum Hauptweg in der Nähe des Eingangs.
Der Rosengarten ist eine der Hauptattraktionen des Parks - bepflanzt mit alten Rosensorten, wie sie zur Zeit der Griechen und Römer und in den Klöstern des Mittelalters gezüchtet wurden. Die überwucherte Insel behinderte den Ausblick auf den monumentalen Rosengarten, der Teil des Denkmals ist, das zu Ehren des Landschaftsarchitekten und Friedhofsdirektors Wilhelm Cordes errichtet wurde.
Dank der kürzlich durchgeführten Sanierungsarbeiten sind die Konturen der Insel nun wieder sichtbar, und durch die Installation einer neuen Brücke ist die Insel wieder ein begehbarer Bestandteil des größten Parkfriedhofs der Welt. Die Wiederherstellung der Südinsel ist Teil des Entwicklungs- und Sanierungsprojekts Ohlsdorf 2050. Die Revitalisierungspläne wurden vom Landschaftsarchitekten Ando Yoo erstellt.
Aus dem Archiv des Museums Ohlsdorfer Friedhof geht hervor, dass sich an der Stelle der neuen Brücke wohl zunächst Holzbrücken mit Knüppelgeländern befanden. Später wurden diese durch schmiedeeiserne Brücken im dekorativen, von der Natur inspirierten Jugendstil ersetzt. Die 12 Meter lange Branches Brücke von Streetlife ist mit einem Geländer aus „Ästen“ versehen, die aus Corten-Stahlstrips bestehen - eine abstrahierende Darstellung der Natur, die an die unregelmäßigen Holzstämme und Äste der historischen Knüppelbrücken erinnert. Das Deck der leicht gewölbten Streetlife Brücke besteht aus nachhaltigen Hartholzbalken, die mit Antirutschstreifen versehen sind. Die warmen Brauntöne des Brückengeländers aus Cortenstahl sorgen dafür, dass sich die Brücke auf ganz natürliche Weise in die Umgebung einfügt.
Zu dieser Zeit des Jahres ist der Ohlsdorfer Friedhof immer ein wenig belebter als sonst; der Rhododendron steht in voller Blüte und wechselt sich auf der Südinsel mit duftenden Rosenbeeten ab.
Projektadresse | Friedhof Ohlsdorf, Hamburg (DE) |
Fertigstellung | 2021 |
Landschaftsarchitekt | Ando Yoo Landschaftsarchitektur |