In vielen Industriestädten weltweit, die ihre Fabriken einst am Wasser ansiedelten, ermöglicht die Umsiedlung der umweltschädlichen Industrien eine Neugestaltung des öffentlichen Raums. So verwandelt Chicago das östliche Ufer des Chicago River seit 2011 in ein städtisches Naherholungsgebiet für die Bewohner der Stadt. Das einst sumpfige Gewässer wurde ursprünglich als Kanal angelegt, um die industrielle Entwicklung des Gebiets voranzutreiben. Die strategisch günstige Lage am Michigansee ließ Chicago zu einem tonangebenden urbanen Zentrum heranwachsen. Nachdem die Abwasserentsorgung durch die Umkehrung der Fließrichtung verbessert worden war, sah der Stadtplaner Daniel Burnham im städtischen Entwicklungsplan von Chicago bereits 1909 eine grüne Uferpromenade vor. Teile seines umfassenden Grünplans mussten jedoch warten, bis die jüngsten Verbesserungen der Wasserqualität realisiert worden waren.
Das Designteam unter der Leitung von Müller+Müller Architects wollte in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekturbüro Site Design Group den Übergang von einer natürlichen, parkähnlichen Umgebung auf der Ostseite am Lake Shore Drive zum stark urban geprägten öffentlichen Raum am Michigan Avenue besonders hervorheben. Unter Einbeziehung der ikonischen Brücken Chicagos als Kulisse wurden einzigartige Außenräume geschaffen, die jeweils von einer Flusstypologie inspiriert sind. Die verschiedenen Programme der einzelnen Raumtypen ermöglichen vielfältige Erfahrungen am Flussufer. Gleichzeitig sorgen die Materialisierung, die Detaillierung und die klare Formensprache auf der gesamten Länge des Projekts für visuelle Kohärenz.
Die von Vegetation umgebenen Eingangs- und Sitzbereiche schaffen einen grünen Rückzugsort inmitten der Stadtlandschaft. 150 Bäume von 35 verschiedenen Baumarten wurden gepflanzt, um die Baumdiversität in der Stadt zu erhöhen. Die über 500 neuen Sitzgelegenheiten laden dazu ein, am Flussufer zu verweilen und die Zeit dort zu genießen. Es gibt Spielplätze, Kioske, ein Theater und sogar Anlegestellen für Boote. Beim Entwurf und der Bepflanzung musste berücksichtigt werden, dass Hochwasser bestimmte Teile des Uferboulevards jährlich bis zu einer Höhe von zwei Metern überfluten kann.
Für den letzten Teilbereich des Riverwalk East hat die Site Design Group sich für Stadtmöbel aus dem umfassenden und vielseitigen Sortiment von Streetlife entschieden. Die wuchtig-robusten Drifter Strukturen und Picknicktische erinnern an Duckdalben, die man von Häfen kennt. Diese stehen in deutlichem Kontrast zu den schlanken Solid Skirt Bänken, die den Besuchern eine Aussicht über das Wasser bieten. Die kleinen Surf Isles entlang der Wege erinnern an wogende Wellen. Zudem gibt es eine große wellenförmige Plattform, die auf den modularen Surf Isles basieren und von Streetlife in Zusammenarbeit mit der Site Design Group speziell für dieses Projekt weiterentwickelt wurden. Es kommt eine breite Palette an Streetlife Produkten zum Einsatz, die sich durch dieselbe Handschrift auszeichnen und so alles miteinander verbinden.
Der Chicago Riverwalk erstreckt sich über 2 Kilometer im Herzen der Stadt und bietet immer wieder neue Möglichkeiten, sich am Wasser und der Architektur zu erfreuen. Im Rahmen des Building-on-Burnham-Plans wurden Parks mit einer Gesamtfläche von 985 Hektar erworben, es wurden über eine Gesamtlänge von 9 Kilometer Entwicklungskonzepte am Wasser realisiert und es gibt weitere Pläne, die in den kommenden Jahren ausgearbeitet werden.
Projektadresse | Chicago, Riverwalk East (USA) |
Fertigstellung | 2020 |
Landschaftsarchitekt | Site Design Group |